Die Bedeutung von Vitamin D für die Fruchtbarkeit
Vitamin D, das Sonnenvitamin, ist dafür bekannt, für die Knochen und das Immunsystem wichtig zu sein. Aber auch für die Fruchtbarkeit spielt das Vitamin eine zentrale Rolle, denn Vitamin D-Rezeptoren finden sich in den Eierstöcken, der Gebärmutter und der Plazenta.
Leider ist über die Hälfte der Deutschen nicht optimal mit Vitamin D versorgt.
Welche Bedeutung hat das für den Kinderwunsch?
Was ist Vitamin D?
Zunächst ist Vitamin D strenggenommen kein Vitamin, sondern ein Hormon. Es wird mithilfe von UV-Strahlen in der Haut gebildet. Sonnenlicht ist somit die wichtigste Quelle für Vitamin D. Es gibt allerdings auch einige Nahrungsmittel, die Vitamin D enthalten. Fetter Fisch, wie Makrele, Hering und Aal enthalten relativ viel Vitamin D.
Vitamin D wird für die Aufnahme von Mineralien, wie Calcium und Phosphor benötigt und sorgt somit für starke Knochen. Außerdem ist das Sonnenvitamin für das Immunsystem essenziell.
Wissenschaftler vermuten zum Beispiel, dass eine schlechte Vitamin D-Versorgung im Winter der Hautgrund ist, warum wir in dieser Jahreszeit so anfällig für die Grippe sind.
Studien zu Vitamin D und Fruchtbarkeit
In nördlichen Ländern ist die Schwangerschaftsrate im Hochsommer und frühen Herbst am höchsten – dies ist genau die Zeit, in der der Vitamin D-Spiegel im Blut Höchstwerte erreicht.1 Auch wenn dies noch kein Beweis dafür ist, dass eine gute Versorgung mit Vitamin D die Fruchtbarkeit erhöht, ist dies ein erster Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang.
Es gibt jedoch auch handfeste Daten: Eine Meta-Analyse mehrerer Studien mit insgesamt 2700 Teilnehmern ergab, dass Frauen, die ausreichend mit Vitamin D versorgt sind eine höhere Erfolgsrate bei künstlichen Befruchtungen haben und mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Kind zur Welt bringen.2
Zudem haben Frauen mit niedrigem Vitamin D-Spiegel ein höheres Risiko, das Ungeborene in den ersten Wochen der Schwangerschaft zu verlieren.3 Umgekehrt verringert eine Supplementation mit Vitamin D die Schwangerschaftsabbruchrate, senkt die Neugeborenensterblichkeit und erhöht das Geburtsgewicht.4
Außerdem steigt die Produktion von aktivem Vitamin D während der Schwangerschaft stark an, was ein weiterer Hinweis dafür ist, dass dieses Hormon für die Fortpflanzung wichtig ist.5
Warum ist Vitamin D für die Fruchtbarkeit wichtig?
Vitamin D beeinflusst die Fruchtbarkeit auf verschiedene Art und Weise:
Es verbessert die Eierstockreserve
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) gilt als Marker für die Eizellreserve in den Eierstöcken. Der AMH-Wert sinkt mit dem Alter ab, da die Zahl der Eizellen einer Frau begrenzt ist. Der AMH-Wert spiegelt jedoch nicht nur die Zahl der verbleibenden Eizellen wider, sondern auch die der stimulierbaren Follikel. Somit können gewisse Lebensumstände den AMH-Wert unabhängig vom Alter der Frau beeinflussen. Beispielsweise haben übergewichtige Frauen einen niedrigeren AMH-Wert als Normalgewichtige.6
So hat auch der Vitamin D-Status hat einen Einfluss auf den AMH-Wert. Studien zeigen, dass eine Supplementation mit Vitamin D den AMH-Wert erhöhen oder zumindest dessen Abnahme verlangsamen kann.7
Es wird für die Synthese von Östrogen und Progesteron benötigt
Vitamin D wird für die Herstellung von für die Fruchtbarkeit wichtigen Hormone benötigt:
Progesteron und Östrogen. Progesteron ist für die Einbettung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter wichtig. Östrogen beeinflusst die Fruchtbarkeit einer Frau auf vielerlei Art und Weise.
Unter anderem spielt es eine wichtige Rolle bei der Follikelreifung.
Es verbessert Insulinresistenz – PCOS und metabolisches Syndrom
Insulin kennst du sicherlich als blutzuckersenkendes Hormon. Obwohl Insulin lebenswichtig ist, ist zu viel davon nicht gut. Ein ständig erhöhter Insulinspiegel führt dazu, dass Körperzellen nicht mehr gut auf Insulin reagieren. Man spricht von Insulinresistenz.
Da Insulin auch ein Fettspeicherhormon ist, geht eine Insulinresistenz meist mit Übergewicht einher.
Übergewichtige und von Insulinresistenz betroffene Frauen haben auch ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Komplikationen während der Schwangerschaft.
Konkret gibt es zwei Erkrankungen, die die Fruchtbarkeit mindern und bei denen Insulinresistenz eine Rolle spielt:
1) Insulinresistenz ist die Ursache von Diabetes Typ 2. Doch schon Jahre vor der offiziellen Diabetesdiagnose kann eine erhebliche Insulinresistenz vorliegen. Es handelt sich um eine Vorstufe von Diabetes, die man als metabolisches Syndrom bezeichnet.
2) Auch das Polyzystische Ovar-Syndrom (PCOS) ist von einer Insulinresistenz gekennzeichnet. Außerdem kommt es bei PCOS zu einer Überproduktion von Androgenen, die ein hormonelles Ungleichgewicht verursacht und dazu führt, dass der Eisprung häufig ausbleibt.
Ein Vitamin D-Mangel ist sowohl mit PCOS als auch mit metabolischem Syndrom assoziiert.8 9
Umgekehrt kann eine Supplementation mit Vitamin D Insulinresistenz verbessern.10
Bei Frauen mit PCOS verbessert eine Vitamin D Supplementation die Blutzuckerregulation und Insulinresistenz.11 12 Außerdem verbessert es den Androgenstatus und erhöht die Follikelreifung.13 14
Ein Vitamin D-Mangel scheint also bei PCOS von großer Bedeutung zu sein, da eine Korrektur des Vitamin D-Status die Erkrankung auf mehreren Ebenen verbessert.
Ein Mangel an Vitamin D verursacht Uterusmyome
Bei Uterusmyomen handelt es sich um gutartige Tumore in der Gebärmutter, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Ein Vitamin D-Mangel ist ein wichtiger Faktor, der die Entstehung von Uterusmyomen begünstigt. In nördlichen Breitengraden sind Personen mit dunkler Hautfarbe besonders häufig von Uterusmyomen betroffen, da dunklere Haut UV-Strahlen nicht so gut durchlässt und folglich weniger Vitamin D bildet.15
Umgekehrt lässt sich mit einer Vitamin D-Supplementation die Größe der Myome verkleinern.16
Es ist wichtig für die Spermienqualität
Auch für die männliche Fruchtbarkeit ist Vitamin D von Bedeutung. Ein niedriger Vitamin D-Spiegel steht im Zusammenhang mit niedriger Spermienzahl und schlechter Beweglichkeit der Spermien.17
Ein Vitamin D-Supplementation erhöht den Testosteronspiegel.18 Da Testosteron für die Produktion und Reifung der Spermien wichtig ist, wird dadurch die Spermienqualität verbessert.
Wie du einen Vitamin D Status verbessern kannst
Die wichtigste natürliche Quelle für Vitamin D ist die Sonne. Bei der Frage, wie viel Sonne gut ist, handelt es sich um einen kleinen Drahtseilakt. Denn einerseits benötigen wir Sonnenstrahlung, andererseits kann UV-Strahlung auch Sonnenbrand und Hautkrebs verursachen.
Der Trick liegt darin, zwar regelmäßig Zeit in der Sonne zu verbringen, aber immer nur kurz. Die ideale Dauer des Sonnenbads richtet sich nach der Sonnenempfindlichkeit deiner Haut. Als Faustregel solltest du maximal die Hälfte der Zeit, die einen Sonnenbrand verursachen würde, in der
Sonne verbringen. Dabei solltest du so viel Hautfläche wie möglich der Sonne aussetzen. Dies solltest du am besten täglich tun, aber mindestens 2-3 Mal die Woche.
Bei Bedarf supplementieren
Eine Studie des Robert Koch-Instituts hat ergeben, dass über die Hälfte der Deutschen nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt ist.19 Dies deutet darauf hin, dass es den meisten Leuten schwerfällt, den Vitamin-Bedarf über die Sonne zu decken.
Besonders im Winter ist eine ausreichende Versorgung schwierig, da die Sonne in unseren Breitengraden zu dieser Jahreszeit nicht stark genug ist, um die Vitamin D-Produktion anzuregen.
Hier ist also eine Supplementation mit Vitamin D sinnvoll.
Um zu entscheiden, ob du Vitamin D supplementieren solltest, empfehle ich dir, deinen Vitamin- Status im Spätsommer oder Herbst überprüfen zu lassen. Wenn die Serumwerte dann schon im unteren Bereich liegen, solltest du auf jeden Fall supplementieren. Wenn zu diesem Zeitpunkt deine
Vitamin D Werte gut aussehen, kannst du erst einmal mit einer Supplementation warten und den Wert noch mal gegen Ende des Jahres messen lassen.
Was bedeuten Vitamin D Werte?
Der Vitaminspiegel wird im Serum gemessen. Ein Serumwert von 50 – 125 nmol/l bedeutet, dass du gut mit Vitamin D versorgt bist. Ein Wert von 30 – 50 nmol/l ist suboptimal, aber noch kein eindeutiger Mangel. Liegt dein Wert in diesem Bereich, kannst du eine Supplementation in Betracht
ziehen, um einem Mangel vorzubeugen. Wenn dein Wert unter 30 nmol/l liegt, solltest du auf jeden Fall supplementieren.19
Wie viel solltest du supplementieren?
Laut Deutscher Gesundheit für Ernährung (DGE) liegt der Tagesbedarf an Vitamin D bei 20 ug (entspricht 800 IE).20 Diese Menge kannst du bedenkenlos supplementieren. Gegebenenfalls kann auch eine höhere Dosis angemessen sein, aber das solltest du mit deinem Arzt absprechen.
Fazit: Vitamin D spielt bei der Fruchtbarkeit eine zentrale Rolle
Vitamin D ist generell für die Gesundheit essenziell. Auch wenn du nicht planst, schwanger zu werden, solltest du auf eine ausreichende Versorgung achten. Wenn du einen Kinderwunsch hast, ist dies ein Grund mehr, dafür zu sorgen, dass du ausreichend Vitamin D bekommst.
Falls du Schwierigkeiten hast, schwanger zu werden, ist ein Vitamin D-Mangel eine mögliche Ursache. Generell ist eine ausreichende Nährstoffversorgung ein natürlicher Ansatz, mit dem du deine
Fruchtbarkeit steigern kannst.
Quellen
1) Rojansky N, Brzezinski A, Schenker JG. Seasonality in human reproduction: an update. Human Reproduction. 1992;7(6):735-745. doi:10.1093/oxfordjournals.humrep.a137729↩
2) Chu J, Gallos I, Tobias A, Tan B, Eapen A, Coomarasamy A. Vitamin D and assisted reproductive treatment outcome: a systematic review and meta-analysis. Human Reproduction. 2018;33(1):65-80.doi:10.1093/humrep/dex326↩
3) Zhang H, Huang Z, Xiao L, Jiang X, Chen D, Wei Y. Meta-analysis of the effect of the maternal vitamin D level on the risk of spontaneous pregnancy loss. International Journal of Gynecology & Obstetrics.2017;138(3):242-249. doi:10.1002/ijgo.12209↩
4) Bi WG, Nuyt AM, Weiler H, Leduc L, Santamaria C, Wei SQ. Association Between Vitamin D Supplementation During Pregnancy and Offspring Growth, Morbidity, and Mortality. JAMA Pediatrics.2018;172(7):635. doi:10.1001/jamapediatrics.2018.0302↩
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7) Irani M, Seifer D, Minkoff H, Merhi Z. Vitamin D supplementation appears to normalize serum AMH levels in vitamin D deficient premenopausal women. Fertility and Sterility. 2013;100(3):S338.doi:10.1016/j.fertnstert.2013.07.892↩
8) He C, Lin Z, Robb S, Ezeamama A. Serum Vitamin D Levels and Polycystic Ovary syndrome: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients. 2015;7(6):4555-4577. doi:10.3390/nu7064555↩
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10) Belenchia AM, Tosh AK, Hillman LS, Peterson CA. Correcting vitamin D insufficiency improves insulin sensitivity in obese adolescents: a randomized controlled trial. The American Journal of Clinical Nutrition. 2013;97(4):774-781. doi:10.3945/ajcn.112.050013↩
11) Selimoglu H, Duran C, Kiyici S, et al. The effect of vitamin D replacement therapy on insulin resistance and androgen levels in women with polycystic ovary syndrome. Journal of Endocrinological Investigation.2010;33(4):234-238. doi:10.1007/BF03345785↩
12) Trummer C, Schwetz V, Kollmann M, et al. Effects of vitamin D supplementation on metabolic and endocrine parameters in PCOS: a randomized-controlled trial. European Journal of Nutrition.2019;58(5):2019-2028. doi:10.1007/s00394-018-1760-8↩
13) Fang F, Ni K, Cai Y, Shang J, Zhang X, Xiong C. Effect of vitamin D supplementation on polycystic ovary syndrome: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Complementary Therapies in Clinical Practice. 2017;26:53-60. doi:10.1016/j.ctcp.2016.11.008↩
14) Jamilian M, Foroozanfard F, Rahmani E, Talebi M, Bahmani F, Asemi Z. Effect of Two Different Doses of Vitamin D Supplementation on Metabolic Profiles of Insulin-Resistant Patients with Polycystic Ovary Syndrome. Nutrients. 2017;9(12):1280. doi:10.3390/nu9121280↩
15) Baird DD, Hill MC, Schectman JM, Hollis BW. Vitamin D and the Risk of Uterine Fibroids. Epidemiology.2013;24(3):447-453. doi:10.1097/EDE.0b013e31828acca0↩
16) Hajhashemi M, Ansari M, Haghollahi F, Eslami B. The effect of Vitamin D supplementation on the size of uterine leiomyoma in women with Vitamin D deficiency. Caspian Journal of Internal Medicine.2019;10(2):125-131. doi:10.22088/cjim.10.2.125↩
17) Jueraitetibaike K, Ding Z, Wang D-D, et al. The effect of vitamin D on sperm motility and the underlying mechanism. Asian Journal of Andrology. 2019;21(4):400. doi:10.4103/aja.aja_105_18↩
18) Pilz S, Frisch S, Koertke H, et al. Effect of Vitamin D Supplementation on Testosterone Levels in Men. Hormone and Metabolic Research. 2011;43(03):223-225. doi:10.1055/s-0030-1269854↩
19) RKI – Gesundheit A-Z – Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html. Abgerufen am 8. September 2020.↩
20) Vitamin D. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/. Abgerufen am 8. September 2020.↩
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