Fruchtbare Tage berechnen: So erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden
Es gibt nur wenige fruchtbare Tage innerhalb eines Zyklus. Wenn du weißt, wann diese stattfinden, kannst du die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, deutlich erhöhen. Hier erfährst du, wie du die fruchtbaren Tage bestimmen kannst.
Zyklus Übersicht
Der weibliche Zyklus wird durch den Eisprung in zwei Hälften aufgeteilt und man unterscheidet drei Phasen: Follikelphase, Eisprungphase und Gelbkörperphase.[1]Hawkins SM, Matzuk MM. The menstrual cycle: basic biology. Ann N Y Acad Sci. 2008;1135:10-8. doi:10.1196/annals.1429.018
Follikelphase – eine mögliche Befruchtung wird vorbereitet
Zunächst werden Follikel (Eibläschen) gebildet, die die Eizellen umgeben.
Die Follikelwände bilden dabei Östrogen. Bis zum Eisprung steigt der Östrogenspiegel immer weiter an. Dies dient dazu, die Gebärmutterschleimhaut, die mit der Menstruation abgestoßen wurde, wieder aufzubauen. Aus diesem Grund wird diese Phase auch Proliferationsphase genannt.
Wenn der Eisprung näher rückt, verflüssigt sich auch der Zervixschleim. Dadurch wird er durchlässig für Spermien, damit die Eizelle befruchtet werden kann.
Eisprungphase – höchste Fruchtbarkeit
Zum Zeitpunkt des Eisprungs erreicht der Östrogenspiegel seinen Höhepunkt. Ein Follikel platzt und gibt eine Eizelle frei. Nach dem Eisprung kann die Eizelle für ca. 12 – 24 Stunden befruchtet werden.
Der Zervixschleim ist zum Zeitpunkt des Eisprungs sehr flüssig und spinnbar.
Gelbkörperphase – Vorbereitung auf eine mögliche Schwangerschaft
Nach dem Eisprung wird aus dem Follikel ein Gelbkörper, der Progesteron produziert. Progesteron hilft, die Gebärmutter auf das Einnisten der befruchteten Eizelle vorzubereiten. Der Zervixschleim wird wieder zähflüssig und somit undurchlässig für Spermien.
Wird die Eizelle nicht befruchtet, stirbt der Gelbkörper 12- 16 Tage nach dem Eisprung ab. Daraufhin fällt der Progesteronspiegel und die Gebärmutterschleimhaut wird mit der einsetzenden Menstruation abgestoßen. Ein neuer Zyklus beginnt.
Wird die Eizelle befruchtet, bleibt der Progesteronspiegel erhöht, die Gebärmutterschleimhaut wird nicht abgestoßen und die befruchtete Eizelle kann sich einnisten.
Wann sind die fruchtbaren Tage?
Der Eisprung findet theoretisch an Tag 14 der Menstruation statt. Spermien können drei bis fünf Tage überleben und die Eizelle kann bis höchstens 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtet werden. Somit finden die fruchtbaren Tage ca. vom 9. – 15. Zyklustag statt.
Am höchsten ist die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden zwei Tage vor dem Eisprung bis zum Tag des Eisprungs.
Fruchtbare Tage bestimmen
Laut Lehrbuch dauert ein Zyklus 28 Tage und der Eisprung findet am 14. Zyklustag statt. Wenn dem so wäre, wären die fruchtbaren Tage sehr leicht zu ermitteln und die ganze Wissenschaft zur Bestimmung wäre unnötig.
Tatsächlich ist der 28-tägige Zyklus nur ein reiner Durchschnittswert. In der Realität schwankt die Zykluslänge von Frau zu Frau: manche Frauen haben einen längeren, andere einen kürzeren Zyklus. Und auch von Monat zu Monat kann die Zykluslänge Schwankungen unterliegen.
Es gibt aber einige Methoden, mit den sich die fruchtbaren Tage trotzdem zuverlässig bestimmen lassen.
Kalendermethode – gibt einen guten Überblick über die Zykluslänge
Um die fruchtbaren Tage anhand eines Zykluskalenders ermitteln zu können, musst du wissen, wie lang dein Zyklus ist. Dass die Länge von Zyklus zu Zyklus um mindestens ein paar Tage variiert, ist völlig normal. Um zu wissen, wie lange deine kürzesten bzw. längsten Zyklen sind, solltest du die Zykluslänge für mehrere Monate, am besten für ein Jahr dokumentieren.[2]Johnson S, Marriott L, Zinaman M. Can apps and calendar methods predict ovulation with accuracy? Curr Med Res Opin. Sep 2018;34(9):1587-1594. doi:10.1080/03007995.2018.1475348
Wenn du vom kürzesten Zyklus 20 Tage abziehst, erhältst du die Anzahl der unfruchtbaren Tage nach der Periode. In einem kurzen Zyklus würde dann also die fruchtbare Phase beginnen.
Wenn du vom längsten Zyklus 12 Tage abziehst, erhältst du das Ende der fruchtbaren Tage. In einem langen Zyklus würde also an diesem Zyklustag die fruchtbare Phase aufhören.
Die Zeit nach dem Eisprung bis zur Menstruation beträgt 12-16 Tage, ist aber bei den meisten Frauen sehr konstant. Das heißt, die Variation der Zykluslänge ist auf unterschiedliche Zeitpunkte des Eisprungs zurückzuführen. Wenn du weißt, wie lang dieser Zeitraum bei dir ist, hilft dir das bei der Berechnung des Eisprungs und der fruchtbaren Tage. Das lässt sich jedoch mit der Kalendermethode nicht feststellen. Dazu musst du zumindest für ein paar Zyklen den Tag des Eisprungs bestimmen (z. B. mit der Temperatur- und Zervixschleim-Methode, siehe unten).
Wenn dein Zyklus immer 28-33 Tage lang ist, würden die fruchtbaren Tage in den Zeitraum vom 8. bis zum 21. Zyklustag fallen. Wenn du weißt, wie viele Tage nach dem Eisprung deine Menstruation einsetzt, kannst du diesen Zeitraum noch etwas weiter eingrenzen.
Wie berechnet man die fruchtbaren Tage bei unregelmäßigem Zyklus?
Ein Zyklus dauert zwar im Durchschnitt 28 Tage, aber die Länge kann stark variieren. Eine Zykluslänge von 21 bis 35 Tagen gilt als normal. Bei einem Zyklus unter 21 Tagen spricht man von einem kurzen Zyklus, bei mehr als 35 Tage von einem langen.
Bei manchen Frauen schwankt die Zykluslänge von Monat zu Monat sehr stark. Das erschwert die Berechnung der fruchtbaren Tage. Du kannst die fruchtbaren Tage zwar trotzdem wie oben beschrieben berechnen, aber je größer die Schwankungen sind, desto größer wird der Zeitraum, in den die fruchtbaren Tage fallen. Es lässt sich also schwer vorhersagen, wann genau die fruchtbaren Tage sind. Um diesen Zeitraum besser eingrenzen zu können, solltest du zusätzlich die Temperatur- oder Zervixschleim-Methode anwenden.
Temperaturmethode – Störungsanfällig, aber liefert nützliche Daten
Die Temperaturmethode beruht darauf, dass die Basaltemperatur spätestens 48 Stunden nach dem Eisprung um weniger Zehntel Grad ansteigt. Die Basaltemperatur ist die Körpertemperatur direkt nach dem Aufwachen, noch vor dem Aufstehen. Innerhalb eines Zyklus sollte die Temperatur immer an der gleichen Stelle und möglichst zur gleichen Zeit gemessen werden. Regelmäßige Lebensgewohnheiten erhöhen die Zuverlässigkeit der Temperaturmethode. Denn unregelmäßiges Zubettgehen, Stress, Ernährung, Krankheiten, Schlafmangel, Reisen und Alkoholkonsum können die Temperatur beeinflussen.[3]Doring GK. [On the reliability of temperature method for contraception]. Dtsch Med Wochenschr. Jun 9 1967;92(23):1055-61. Über die Zuverlässigkeit der Temperaturmethode zur Empfängnisverhütung. … Continue reading Dadurch ist der leichte Temperaturanstieg nach dem Eisprung schwerer zu erkennen.
Zur Messung der Basaltemperatur gibt es spezielle Thermometer, die auf zwei Nachkommastellen genau messen. Wenn die Temperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen erhöht ist und an Tag 3 mindestens 0,2 °C über der Temperatur der 6 vorhergehenden Tagen liegt, hat der Eisprung wahrscheinlich am Tag vor dem Temperaturanstieg stattgefunden.
Zervixschleim-Methode (Billings-Methode) – ist allein recht unzuverlässig
Die Zervixschleim-Methode ist eine weitere Möglichkeit, die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Sie geht auf den australischen Neurologen John Billings zurück. Er erkannte, dass sich die Zusammensetzung des Schleims am Muttermund während des Zyklus verändert, wodurch sich die fruchtbaren Tage ermitteln lassen.[4]Betts K. The Billings method of family planning: an assessment. Stud Fam Plann. Nov-Dec 1984;15(6 Pt 1):253-66.
Der Schleim wird im Gebärmutterhals gebildet und lässt sich am Scheideneingang fühlen. Sobald die Menstruationsblutung abklingt, ist der Scheideneingang trocken und der Zervixschleim milchig-trüb. In den Tagen vor dem Eisprung wird er immer klarer und flüssiger. Er ist dann häufig spinnbar wie Eiweiß und lässt sich zu Fäden ziehen. Kurz nach dem Eisprung wird der Schleim wieder zäh und trüb oder verschwindet gänzlich.
Temperatur- und Zervixschleim-Methode in Kombination – eine hohe Zuverlässigkeit
Mit der Temperatur- und Zervixschleim-Methode allein kann es schwierig sein, die fruchtbaren Tage akkurat zu bestimmen. Da so viele Faktoren die Basaltemperatur beeinflussen können, ist ein Anstieg nicht immer auf den Eisprung zurückzuführen.
Auch die Zervixschleim-Methode ist allein recht unzuverlässig. Hormonschwankungen beeinflussen die Schleimproduktion und können so die fruchtbaren Tage vortäuschen.
In Kombination eigenen sich die beiden Methoden jedoch sehr gut, um die fruchtbaren Tage zu ermitteln.[5]Sung S, Abramovitz A. Natural Family Planning. StatPearls. 2020. Nachdem du deinen Zyklus für einige Monate beobachtet hast und auch weißt, wie lang er üblicherweise ist, lassen sich die fruchtbaren Tage gut vorhersagen.
Beobachtung des Gebärmutterhalses und des Muttermunds – eine nützliche zusätzliche Methode
Falls du die Zervixschleim-Methode anwendest, bietet es sich an, zusätzlich die Beschaffenheit des Gebärmutterhalses und des Muttermunds zu beobachten. Dadurch ist die Gefahr gering, dass du durch Hormonschwankungen in die Irre geführt wirst.
Kurz nach der Menstruation ist der Muttermund geschlossen und fest. Der Muttermund und der Gebärmutterhals ragen tief in die Scheide hinein und können mit den Fingern gut erreicht werden.
Sobald die fruchtbare Phase beginnt, ist der Muttermund weich und leicht geöffnet. Muttermund und Gebärmutterhals liegen etwas höher in der Scheide. Mit Beginn der unfruchtbaren Phase schließt sich der Muttermund wieder und er wird fest.
Fazit: Mit den richtigen Methoden lassen sich die fruchtbaren Tage zuverlässig bestimmen
Je besser du dich und deinen Zyklus kennenlernst, desto zuverlässiger kannst du die fruchtbaren Tage ermitteln. Die Temperatur- und Zervixschleim-Methode helfen dir dabei. In Kombination sind die beiden Methoden sehr hilfreich. Durch das Wissen, wann deine fruchtbaren Tage sind, kannst du deutlich schneller schwanger werden. Aber es gibt noch viele weitere Faktoren, die beeinflussen, ob du schwanger wirst. Falls es bei dir länger dauert als erwartet, findest du hier Tipps zur Steigerung deiner Fruchtbarkeit.
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Quellen
↑1 | Hawkins SM, Matzuk MM. The menstrual cycle: basic biology. Ann N Y Acad Sci. 2008;1135:10-8. doi:10.1196/annals.1429.018 |
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↑2 | Johnson S, Marriott L, Zinaman M. Can apps and calendar methods predict ovulation with accuracy? Curr Med Res Opin. Sep 2018;34(9):1587-1594. doi:10.1080/03007995.2018.1475348 |
↑3 | Doring GK. [On the reliability of temperature method for contraception]. Dtsch Med Wochenschr. Jun 9 1967;92(23):1055-61. Über die Zuverlässigkeit der Temperaturmethode zur Empfängnisverhütung. doi:10.1055/s-0028-1103790 |
↑4 | Betts K. The Billings method of family planning: an assessment. Stud Fam Plann. Nov-Dec 1984;15(6 Pt 1):253-66. |
↑5 | Sung S, Abramovitz A. Natural Family Planning. StatPearls. 2020. |